Der Themenschwerpunkt lag diesmal auf Erneuerbaren Energien, insbesondere der Photovoltaik
sowie Verstetigungsansätzen für GREATER GREEN und die Arbeitsgruppe nach Auslaufen der EFRE-Förderung
zum Ende des Jahres.
Aktuelle Beispiele für den Einsatz Erneuerbarer Energien im Umfeld des Umwelt‐Campus
Als erster Referent zeigte Prof. Hendrik te Heesen am Best Practice Beispiel des Umwelt‐Campus wie
durch die Nutzung der kompletten Dachfläche für eine Stromerzeugung durch Photovoltaik (PV) die
Eigenverbrauchrate gesteigert werden kann und die Energiekosten reduziert werden können. Als
weiteres Beispiel stellte er ein hybrides Nahwärmesystem vor, dass mit Holzhackschnitzeln heizt und
von einem bodenständigen solar‐thermalen System unterstützt wird. Prof. te Heesen stellte
außerdem das neue Solarcarport‐Konzept basierend auf aktuell 730 kWp mit integrierten Ladesäulen
vor, welches unter verschiedenen Szenarios eine hohe Wirtschaftlichkeit aufweist.
Prof. te Heesen zeigte am Beispiel eines Gewerbebetriebes, dass kombinierte Photovoltaik‐ und
Windenergieanlagen die Energiebereitstellung messbar optimieren kann. Zum Abschluss seines
Vortrages stellte er die Frage ob es möglich sei, die Energieversorgung der Großregion auf eine auf
erneuerbare Energien basierende Versorgung umzustellen.
Anhand vorliegender Daten und vereinfachter Parameter sei diese Transformation prinzipiell möglich
und technisch machbar. Prof te Heesen schloss seinen Vortrag mit dem Fazit: „Man muss einfach nur
anfangen!“.
Gesetzliche Rahmenbedingungen und aktuelle politische Trends
Dr. Arnulf Jäger‐Waldau von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission
erläuterte die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die aktuelle politische Entwicklung auf
europäischer Ebene. Er betonte, dass die EU Richtline 2018/2001/EU Privathaushaushalten,
Gemeinden und Unternehmen das Recht zugesteht, zu Produzenten sauberer Energie zu werden.
Dazu wurden die Instrumente der Erneuerbare‐Energie‐Gemeinschaft und die
Bürgerenergiegemeinschaft geschaffen mit dem Ziel der Gewinnung Erneuerbarer Energien. Dem
Betreiber soll so ermöglicht werden, seine Energie selber zu produzieren, zu speichern, zu teilen, zu
verbrauchen oder an den Markt zu verkaufen.
Dr. Jäger‐Waldau wies darauf hin, dass der European Green Deal eine erhöhte Reduktion von
Treibhausgasemissionen um bis zu 55% bis 2030 vorsieht, während über eine schärfere Begrenzung
im Europäischen Parlament aktuell diskutiert wird. Der durch die Corona‐Pandemie aufgelegte
Recovery Fund sieht zusätzliche Investitionen in Bereich des Übergangs zu den Erneuerbaren
Energien vor.
Die Sonnenergie ist eine der Säulen um diese Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu erreichen.
Daher könnten der Green Deal und der Recovery Fund eine erhöhte Nachfrage nach PV‐Anlagen
auslösen und somit ein beträchtliches Wachstum der europäischen Solarzellen‐ und
Modulproduktion bewirken.
Auch Herr Dr. Jäger‐Waldau stellte fest, dass ein Übergang zu einem netto CO2‐neutralen
Energiesektor möglich ist, aber dass die Anstrengungen dahin deutlich verstärkt werden müssen um
die Ziele des Pariser Abkommens rechtzeitig zu erreichen.
Der zweite Teil der Veranstaltung zeigte interessante und anschauliche Beispiele aus der
kommunalen Praxis.
Stiftung „Sonne für Birkenfeld“
Herr Leyser als Leiter der Stiftung „Sonne für Birkenfeld“ berichtete wie die Verbandsgemeinde
Birkenfeld, die in einer der strukturschwächsten Regionen in Rheinland‐Pfalz liegt, am Geschäft der
Erneuerbaren Energien teilnahm und welche Erfolge erzielt werden konnten.
Unter dem Dach einer eigens zu dem Zweck gegründeten Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR)
errichtete die Stiftung Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern und Flächen sowie eine
Ladeinfrastruktur für Elektroautos in der Nationalpark Region. Mit dem Betrieb eigener
Photovoltaikanlagen wurden seit ihrem Start bis heute 24.000.000 KWh Strom eingespeist, wodurch
bisher 15.000 Tonnen CO2 eingespart werden konnten. Mit einer Investition von mehr als 3 Millionen
Euro errichtete die Stiftung PV‐Dachanlagen mit einer Gesamtleistung von 1.400 kWp innerhalb von
6 Monaten. Durch die Einspeisevergütung konnten so jährlich im Durchschnitt 350.000 €
erwirtschaftet werden.
Digitales Energiemanagement in einer Verbandsgemeinde
Den abschließenden Vortrag hielt Herr Christoph Benkendorff, Energiemanager der
Verbandsgemeinde Birkenfeld. Er demonstrierte an praktischen Beispielen wie durch ein digitales
Energiemanagement der Energieverbrauch und die Energiekosten der Verbandsgemeindeverwaltung
gesenkt wurde. Durch den Einsatz von sog. Smart‐Metern konnte ermittelt werden, dass allein ein
geändertes, energiebewusstes Nutzerverhalten ein Einsparpotenzial von bis zu 2,5% pro Jahr hat.